Montag, 31. Januar 2011
Familie
Eigentlich war es nicht der Sinn dieses Blogs, meine Emotionen und familiären Erlebnisse nieder zu schreiben. Doch dieses Thema lässt mich nicht zur Ruhe kommen.

Meine Großeltern sind Mitte achtzig. Meine Eltern Anfang sechzig. Meine Großeltern wohnen drei Fußminuten von mir hier in der Nähe Hamburgs. Meine Eltern im tiefsten bayerischen Wald. Sie sind vor über zehn Jahren dort beruflich hin gezogen. So war zumindest die offizielle Variante. Im nach hinein jedenfalls. Ich glaube eher sie wollten von meinen Großeltern fliehen und sich auch ihrer "Verantwortung" entziehen. Noch vor fünf Jahren hatte mein Vater lautstark offenbart, er wolle mit Anfang sechzig in Frührente gehen. Nun höre ich Spekulationen. Leise. Vorsichtig. Er wolle eine "beratende" Tätigkeit bis 67 ausführen.
Ich täusche mich nicht. Da wird versucht, so lange im ungeliebten Bayern aus zu harren bis meine Großeltern nicht mehr sind. Besuche geschehen nur wenn beruflich im Norden Termine anliegen. Dinge die meine Großeltern bewegen sind unwichtig. Nerven. Meine Großmutter war Kriegsflüchtling. Nein. Sie ist es noch immer. So wie man den Menschen aus der DDR ihr Land genommen hat. So wurde auch ihr das Land genommen in dem sie aufgewachsen ist. Diese Narbe verheilt nie. Meine Eltern interessiert nicht in welchem Schwebezustand sie lebt. Seit Jahrzehnten nerven Erzählungen. Seitdem ich Ihr ein Buch über diese Flucht auf dem Flohmarkt fand und ihr geschenkt habe, werden die Erzählungen ruhiger, weniger dunkel. Sie verarbeitet das Geschehene. Endlich.

Zwischen mir und meinen Eltern hat sich mit den Jahren eine Schlucht geöffnet. Erst war es nur ein Riss. Als ich als Erwachsener Entscheidungen getroffen habe, die nicht zu Reichtum und Ansehen führten, haben deren Reaktionen zu einer Vergrößerung der Schlucht geführt. Irgendwann habe ich kräftig dazu beigetragen. Und vor "kurzem" die letzte Brücke zerschlagen.

Jetzt fühle ich mich wohl. Als hätte ich mich von einer stetigen Vergiftung befreit. Das interessante ist, dass meine Großeltern nun langsam verstehen, warum ich so handele. Sie haben - wie es gutmütige Eltern wohl gerne tun - ihre Tochter und den Schwiegersohn - mir gegenüber verteidigt, obwohl sie selbst schon lange aufs schärfste vernachlässigt werden. Nun erreicht auch meinen Großeltern so langsam die Klarheit. Das schmerzt. Sicherlich. Und macht auch mich traurig. Aber für mich ist es sehr wichtig, dass endlich in dieser Familie klare Worte gesprochen werden. Meine Großeltern werden nach so vielen Verletzungen vielleicht konsequenter werden. Hoffentlich.

Ohne meine Frau wäre es mir vollkommen unmöglich zum einen diese ganzen Zusammenhänge meiner kleinen "Familie" zu erkennen, noch hätte ich die Kraft zu den vielen kleinen schmerzvollen Entscheidungen gehabt, die für mich bis zu diesem Zeitpunkt so wichtig waren.

Engel, Kleines! Ich möchte mich für Deine Liebe, Deine Kraft und deine Unnachgiebigkeit in vielen Dingen über alles bedanken. Ohne Dich wäre ich nicht glücklich. Mit Dir bin ich es schon viele Moment gewesen. Als würde ich in der warmen, hellen Sonne sitzen und alles schlechte im Leben vergessen. Du bist die Frau meines Lebens und wirst es immer sein.

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